In Mitrovica, im Norden Kosovos, liegt das Bergwerkskombinat Trepça. Der Konflikt zwischen Serben und Albanern bündelt sich hier wie in einem Brennglas.
Trepça, das ist mehr als bloss eine Mine. Trepça ist die Hoffnung, das Symbol des guten Lebens – und ein ständiger Vergleichsmassstab für die traurige Gegenwart. Man spürt etwas davon, wenn der Albaner Adhem Zeka wie jeden Morgen mit seinen Kollegen in den Förderkorb steigt. «Wir sind stolz, dass wir Arbeiter von Trepça sind», sagt er. Dann ertönt das Signal, und die Arbeiter rauschen in die Tiefe. Dicht an dicht stehen sie, in Gummistiefeln und blauen Arbeitshosen. Auch Zekas Grossvater ist hier schon eingefahren, dann sein Vater – und vor fast vierzig Jahren ist, natürlich, auch Adhem Zeka ein Trepça-Arbeiter geworden. Trepça, das war damals ein Versprechen.
Auch der Serbe Miloš Stepanovi hatte hier gearbeitet, bis zum Krieg 1999. Er war Wachmann, oben am Grubeneingang. Jetzt sitzt er in einer Bar im Norden von Mitrovica, jenseits des Flusses Ibar, ist arbeitslos und schwärmt von der Zeit, als Mitrovica noch «Titos Mitrovica» hiess, als das Bergwerkskombinat Trepça über 20000 Arbeiter beschäftigte und der Stolz der ganzen Region war. Er erinnert sich an den Albaner Shaban, der den Förderkorb bedient hatte. Oft hatten sie miteinander gescherzt, und Miloš musste dabei manchen Spott ertragen, weil er sich selbst nie in die Mine getraut hatte. Es war eine gute Zeit.
Es habe wirklich «Brüderlichkeit und Einheit» geherrscht, bestätigen die meisten Bewohner Mitrovicas. Besonders unter den Bergleuten: Serben und Albaner, aber auch Roma und Türken – alle gemeinsam hätten sie nach Blei, Zink, Silber, Kadmium und anderen Edelmetallen geschürft. Bis die Politik alles kaputtgemacht habe und auch das ehemals stolze Kombinat Trepça Opfer des serbisch-albanischen Konflikts wurde. Wobei nicht wenige sogar meinen, dass dieser hier anfing: auf der zehnten Ebene der Mine, 800 Meter unter der Erdoberfläche.
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Vollständiger Text: NZZ Folio